Das Projekt - Dynasens
Digitalisierung in der Pflege

01.09.2012-31.08.2015

Motivation

Ambulante Pflegekräfte sind starken körperlichen Belastungen ausgesetzt und müssen mit zahlreichen Stressfaktoren, wie etwa großem Zeitdruck, umgehen. Hier setzt das Projekt Dynasens an und möchte mit Hilfe sensorischer Arbeitskleidung und einer dynamischen Personal- und Tourenplanung für Entlastung sorgen. Dies ist ein wichtiger Baustein bei der Digitalisierung in der Pflege.

Die Entwicklungen des Projekts verfolgen drei wesentliche Ziele:

  •          die physische Entlastung von ambulanten Pflegekräften durch individuelle Maßnahmen im Bereich der Arbeitsergonomie,
  •         die Verringerung des Dokumentationsaufwands,
  •         die psychische Entlastung durch Verringerung des Zeitdrucks und Vergrößerung des Handlungsspielraums. 

Ziele und Vorgehen

Zur Verringerung von körperlichen Belastungen ist es notwendig, diese adäquat und für jede Pflegekraft individuell zu erfassen. Deshalb werden Sensoren in die Pflegekleidung integriert, die diese Daten während der Pflege erfassen. Diese bilden die Grundlage für die Entwicklung individuell zugeschnittener präventiver Trainings- und Schulungsprogramme. Für die korrekte Abrechnung der Leistungen müssen Pflegekräfte jede ihrer Tätigkeiten dokumentieren. Um hier eine Entlastung zu erreichen, werden die erhobenen Bewegungsmuster dazu verwendet, typische Pflegetätigkeiten zu identifizieren. Die Pflegekraft braucht dann die erbrachten Leistungen nur noch bestätigen und hat einen erheblich geringeren Zeitaufwand. Zudem wird eine dynamische Software für die Personaleinsatz- und Tourenplanung entwickelt, so dass die Dienstpläne bei kurzfristigen, nicht planbaren Ereignissen automatisch angepasst werden können.

 

1.        Lösungsansatz: Sensorshirt zur Erfassung von Bewegungen und Haltungen

 

Zur physischen Entlastung werden Sensoren entwickelt, die in die Arbeitskleidung integriert werden, um Körperhaltungen und Bewegungen ambulanter Pflegekräfte zu erfassen und Belastungsprofile abzuleiten. Sie geben Aufschluss über individuelle Fehlbelastungen eines Pflegenden und können im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zur Entwicklung passgenauer Trainings- und Schulungsprogramme genutzt werden. Hierdurch können krankheitsbedingte Fehlzeiten reduziert werden. Des Weiteren können Schlüsse zur Umgestaltung der Arbeitsplätze, insbesondere die Beseitigung von Mängeln in den Wohnungen, gezogen werden. Bisher können Belastungsprofile nur durch Fragebögen oder Videoaufzeichnungen erstellt werden. Allerdings sind diese Methoden zeitaufwändig, zu sehr von der subjektiven Wahrnehmung des Befragten abhängig und ungenau. Die Erkenntnisse aus dieser Entwicklung können auf die stationäre Pflege oder Krankenhäuser übertragen werden.

 

2.      Lösungsansatz: Automatisierte Dokumentation

 

Die Sensordaten werden im Projekt für eine Lösung zur Automatisierung der pflegerischen Dokumentation verwendet. Hierfür werden aus den Bewegungsmustern mögliche pflegerische Tätigkeiten abgeleitet und mit den für den Klienten festgelegten Pflegeleistungen verglichen. Aus dem Vergleich kann die Wahrscheinlichkeit über die tatsächliche Erbringung der Leistung ermittelt werden. Diese Daten können direkt über mobile Endgeräte eingesehen, von der Pflegekraft zeitnah bestätigt und in die Pflegesoftware des Pflegedienstes überführt werden. 

Die Vorteile eines solchen Systems liegen in der zeitnahen Erfassung der erbrachten Leistungen (Zeitpunkt der Leistungserbringung = Zeitpunkt der Dokumentation). Besonders im Vergleich zur papierbasierten Aufzeichnung ermöglicht eine automatisierte Erfassung eine vollständigere Dokumentation der Leistungen, wodurch die Abrechnungs- und Verhandlungsgrundlage gegenüber den Kostenträgern deutlich verbessert wird. Die angestrebte Lösung erhöht zudem die Qualität der Dokumentation und die Transparenz gegenüber Angehörigen und dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK).

 

3.      Lösungsansatz: Dynamische Personaleinsatz- und Tourenplanung

 

Die dritte Komponente des Projekts bildet die Entwicklung einer dynamischen Software-Lösung für die Personaleinsatz- und Tourenplanung ambulanter Pflegekräfte. Dynamisch bedeutet, dass die Tourenpläne bei kurzfristigen, nicht planbaren Ereignissen wie Personalausfall oder Verzögerungen beim Patienten angepasst werden können. Zudem sollen in der Dienst- und Tourenplanung weitere Komponenten integriert werden. Hierzu gehören die Belastungs- und Qualifikationsprofile der Mitarbeiter und die Anforderungsprofile der Klienten. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Pflegebedürftige auch im Falle von Umdisponierungen von geeigneten Pflegekräften aufgesucht werden. Die Vorteile der angestrebten Lösung sind vielfältig: sie bewirkt nicht nur eine psychische und physische Entlastung der Pflegenden, sondern ermöglicht auch das Angebot an die Klienten und ihre Angehörigen, selbst kurzfristig neue Terminwünsche zu äußern. Dadurch wird die Autonomie des Pflegebedürftigen gestärkt, bei den Angehörigen die Vereinbarkeit zwischen Pflegesituation, Beruf und Privatleben unterstützt. 

Innovation und Perspektiven

Die sensorische Arbeitskleidung ermöglicht die Erfassung individueller Belastungssituationen direkt vor Ort und nicht, wie bisher, nur in Laborsituationen. Durch die Software kann schneller auf unvorhergesehene Ereignisse reagiert werden, die bisher komplizierte Umplanungen erforderlich machten. Aspekte des Datenschutzes und der Datensicherheit werden bereits bei der Konzeption der Systeme berücksichtigt.

Dynasens ist ein wichtiger Schritt für die Digitalisierung in der Pflege.

Dynasens Digitalisierung in der Altenpflege

Bilder zum Projekt

Projektpartner

Projektträger